Der gordische Knoten ist vorerst gelöst

Fischzentrum Schweiz am Moossee: Die Fronten zwischen den Fischern und dem Besitzer der Fischzucht waren verhärtet. Nun haben sich die Parteien gefunden. Die Planung geht weiter.

Die national organisierten Fischer haben grosse Pläne am Moossee. Sie möchten auf dem Gelände der ehemaligen Fischzucht ein umfassendes Dienstleistungs-, Informations- und Besucherzentrum errichten, analog jenem der Vogelwarte Sempach. Doch nachdem das Projekt des Fischzentrums Schweiz vor knapp zwei Jahren vorgestellt worden war, kam es kaum mehr vorwärts – unter anderem wegen der Pandemie.

Zudem dauerten die Verhandlungen zwischen dem Projektteam des Schweizerischen Kompetenzzentrums Fischerei und Grundeigentümer Robert Bachofner längere Zeit. Es ging einerseits um Personalien in der Stiftung, die extra für den Bau und den Betrieb des Fischzentrums gegründet werden sollte. Andererseits um den Preis. So versuchte Bachofner die ehemalige Fischzucht via Immobilienportale auf dem freien Markt zu verkaufen, zum Richtpreis von 1,76 Millionen Franken. Mehr als die Fischer bereit waren zu bezahlen.

Besitzer sauer auf Gemeinde
Die Situation drohte zu eskalieren, als im letzten Juni die Gemeindeversammlung Moosseedorf für das Areal eine Zone für öffentliche Nutzung beschloss. Darauf ist einzig der Betrieb des Fischzentrums möglich. Durch diesen Entscheid fühlte sich Bachofner verschaukelt. Die Abstimmung fand statt, obwohl noch kein Vorvertrag zwischen Bachofner und den Fischern vorgelegen hatte. Das war im Vorfeld noch als Bedingung angegeben worden. Die Gemeinde legte das Geschäft aber trotzdem vor. Deshalb legte Robert Bachofner beim kantonalen Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) eine Stimmrechtsbeschwerde ein. Mit der Zone für öffentliche Nutzung würde das Grundstück an Wert verlieren und könnte kaum an eine Privatperson verkauft werden, betonte Bachofner. Das komme einer materiellen Enteignung gleich.

Reservationsvertrag unterschrieben
In den letzten Monaten fanden weitere Gespräche zwischen Bachofner und den Fischern statt. Die Gemeinde versuchte zwischen den verhärteten Fronten zu vermitteln. «Wir haben ein Interesse daran, dass das Zentrum bei uns gebaut wird», sagt Gemeindepräsident Stefan Meier (SP).

Diese Vermittlung hat gefruchtet. Ende des letzten Jahres wurde die Stiftung Fischzentrum Schweiz gegründet und im Handelsregister des Kantons Bern eingetragen. Die Verantwortlichen hatten stets erklärt, dass diese erst gegründet werde, wenn man sich mit dem Grundbesitzer einig geworden sei. Das ist nun der Fall.«Wir haben einen wichtigen Zwischenschritt erreicht, die Planung geht weiter», sagt Adrian Aeschlimann, Geschäftsführer der Stiftung. Der Reservationsvertrag für das Grundstück sei unterschrieben. Das Areal werde aber erst gekauft, wenn das AGR die Einzonung bewilligt habe. Das gelte es abzuwarten.«Der Ball liegt nun beim Kanton», sagt seinerseits Bachofner, der seine Beschwerde gegen den Entscheid der Gemeindeversammlung Moosseedorf nach der Einigung zurückgezogen hat. Das Grundstück wird auch nicht mehr auf den Immobilienportalen zum Verkauf angeboten. Robert Bachofner ergänzt, dass die Fischer bereits eine Anzahlung geleistet haben. Das Geld sei bei einem Notar hinterlegt.

Keine Angaben zum konkreten Preis
Die Parteien wollen sich nicht dazu äussern, auf welcher Basis die Einigung zustande gekommen ist und wer welche Konzessionen gemacht hat. Insbesondere nennen sie den Verkaufspreis nicht. Im letzten Sommer sprach Bachofner von einem Betrag von 1,4 Millionen Franken. Dieser liegt allerdings unter dem Richtpreis, den er für den Verkauf an eine Privatperson definiert hatte.Zum weiteren Zeitplan und der Finanzierung des Zentrums äussert sich Geschäftsführer Aeschlimann nicht. Auch mit Blick auf die hängige Bewilligung der Umzonung durch das AGR und die Verhandlungen mit möglichen Geldgebern. «Das Projekt befindet sich in einer sensiblen Phase.» Bei der Vorstellung des Projekts im Februar 2020 war von Gesamtkosten in der Höhe von rund 7,25 Millionen Franken die Rede.

Nutzungsrechte sollen an neue Stiftung
In einem weiteren Streitpunkt zeichnet sich eine Lösung ab. Die Nutzungsrechte für den Moossee gehören seit Jahrzehnten der Familie Bachofner. Eine andere Stiftung, an der sich vornehmlich die Gemeinden Moosseedorf, Urtenen-Schönbühl und die Fischer beteiligen werden, soll diese Rechte für 1,5 Millionen Franken übernehmen. Die Gemeindeversammlung Moosseedorf und Urtenen-Schönbühl haben dem Vorhaben bereits zugestimmt.

Robert Bachofner hat im Rahmen des Reservationsvertrags den Fischern ein Teilnutzungsrecht zugesichert. Ohne dieses würde der Betrieb eines Ausbildungszentrums keinen Sinn machen, sagt Aeschlimann. Die Verhandlungen für die Übernahme der gesamten Nutzungsrechte durch die Gemeinde sind am Laufen. Den Verkauf an einen Privaten lässt Bachofner weiterhin offen. Der Moossee gehört dem Kanton, er hätte ein Vorkaufsrecht für die Nutzung.

«Wir sind sehr daran interessiert, dass die Nutzungsrechte am Moossee im Besitz der öffentlichen Hand sind», sagt der Moosseedorfer Gemeindepräsident Stefan Meier.

Autor: Hans Ulrich Schaad
Quelle Berner Zeitung Mittwoch 19. Januar 2022